Soundtrack der Krise
Umfrage zur Situation der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten
Trotz ihrer Bedeutung als Orte der Musik und der Begegnung und trotz ihrer tragenden Rolle bei der Förderung des künstlerischen Nachwuchses befindet sich die Clubkultur in einer schweren existenziellen Krise.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Live Initiative Sachsen e.V.. Aus den Ergebnissen wird deutlich, wie gestiegene Betriebs- und Personalkosten sowie gesunkene Einnahmen die Livemusikspielstätten massiv belasten. Der fehlende finanzielle Spielraum schränkt die Spielstätten in ihrer Programmplanung immens ein.
Umfrage zur Situation der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten
PRESSEMITTEILUNG | 18.12.2024
Clubs und Livemusikspielstätten prägen das kulturelle Leben Sachsens und wurden jüngst mit acht APPLAUS-Preisen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Claudia Roth, gewürdigt. Trotz ihrer Bedeutung als Orte der Musik und der Begegnung und trotz ihrer tragenden Rolle bei der Förderung des künstlerischen Nachwuchses befindet sich die Clubkultur in einer schweren existenziellen Krise.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Live Initiative Sachsen e.V.. Aus den Ergebnissen wird deutlich, wie gestiegene Betriebs- und Personalkosten sowie gesunkene Einnahmen die Livemusikspielstätten massiv belasten. Der fehlende finanzielle Spielraum schränkt die Spielstätten in ihrer Programmplanung immens ein. Langfristig verliert die sächsische Kulturbranche dadurch an Vielfalt, da nicht nur Nachwuchskünstler:innen, sondern auch weniger bekannte, etablierte Künstler:innen kaum noch Auftrittsmöglichkeiten erhalten.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind Clubs und Livemusikspielstätten unverzichtbar. Sie fungieren als wichtige Standortfaktoren für Fach- und Arbeitskräfte. Der Verlust dieser Kulturorte würde die Attraktivität Sachsens als Lebens- und Arbeitsstandort erheblich mindern, was die Ansiedlung und Bindung von Fach- und Arbeitskräften erschwert und langfristig auch wirtschaftliche Folgen nach sich zieht.
Zudem spielt die Clubkultur eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Als sogenannte Dritte Orte bieten sie Räume, in denen Menschen sich begegnen,
austauschen und den Alltag hinter sich lassen können. Ihr Wegfall würde nicht nur die Kulturlandschaft beeinträchtigen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt schwächen und die Lebensqualität vieler Menschen erheblich mindern.
Rund die Hälfte der Mitglieder der Live Initiative Sachsen aus Leipzig (9), Dresden (8), Chemnitz (5) sowie aus suburbanen und ländlichen Regionen (1) haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse verdeutlichen die dramatische Lage, in der sich die sächsische Clubszene befindet.
18 Einrichtungen beschreiben ihre finanzielle Situation als tendenziell negativ, angespannt oder existenzbedrohend. Das sind über drei Viertel aller befragten Spielstätten. 7 Betreibende sächsischer Clubs und Livemusikspielstätten bezeichnen ihre Lage als existenzbedrohend.
Gestiegene Kosten werden von fast allen Befragten als das größte Problem bezeichnet. Die größten Kostensteigerungen betreffen den Betreibenden zufolge: Gagen (15), Wareneinkauf (15), Raumnebenkosten (14) und Löhne (13) sowie Raummieten (9), Anschaffungen und Reparaturen (9).
17 Clubs und Livemusikspielstätten geben an, dass sie unter gesunkenen Umsätzen leiden. Dafür verantwortlich sei ein Rückgang der Einnahmen durch Eintritte (18) und Gastronomie (14). Auch geringere Förderungen werden beklagt (9). Aufgrund gestiegener Kosten und sinkender Einnahmen erhöht sich der wirtschaftliche Druck auf die Clubs und Livemusikspielstätten und der programmatische Spielraum wird immens eingeschränkt.
Kaum eine Spielstätte verfügt über Rücklagen (6), um den Problemen zu trotzen. Die meisten geben an, mehr unentgeltliche / ehrenamtliche Arbeit leisten zu müssen (15). Trotz dass der Publikumsrückgang besonders auf die sozioökonomische, vom gesamtwirtschaftlichen Abschwung geprägte Lage des vornehmlich jungen Publikums zurückzuführen sein dürfte, haben die meisten Spielstätten ihre Eintrittspreise (13) und/oder ihre Getränkepreise (14) erhöhen müssen. Unter diesen Umständen gestalten sich Bemühungen um Publikumsrück- und Neugewinnung (11) schwierig.
Clubs verschwinden bundesweit
Die Schließung des weltweit renommierten und ebenfalls vielfach mit dem Spielstättenprogrammpreis des Bundes ausgezeichneten Instituts für Zukunft (IfZ) in Leipzig zum Jahresende ist ein alarmierender Vorbote für das voranschreitende Clubsterben in Sachsen. Die Live Initiative Sachsen wies bereits Anfang 2024 in einem Forderungspapier sowie Mitte des Jahres in einer Pressemitteilung auf die bedrohliche Lage hin.
Tatsächlich spiegeln die Herausforderungen der sächsischen Clubkultur einen bundesweiten Trend wider. Wie der Bundesverband der Clubs und Livemusikspielstätten
LiveKomm bereits in einer Studie vom 05. November 2024 betonte, kämpfen Spielstätten in ganz Deutschland ums Überleben. “So benötigen 55% der teilnehmenden Clubs in den kommenden zwölf Monaten (mehr) Fördergelder, um den Veranstaltungsbetrieb aufrechtzuerhalten”, heißt es in dem Papier. Daraus geht des Weiteren hervor, dass
aufgrund der finanziellen Schräglage kaum noch Newcomer:innen-Konzerte veranstaltet werden können und so auch die Nachwuchsförderung langfristig leidet.
Studienlage unterstreicht gesellschaftliche Relevanz der Clubkultur.
Die gesellschaftliche Relevanz der Clubkultur wird durch die erhöhte Anzahl an Studien über die Branche deutlich, die ein umfassendes Bild zeigen. Nach der bundesweiten Clubstudie der Initiative Musik (Datenstand 2019) wurden im November Zahlen aus München (November 2024) veröffentlicht. Im Februar 2025 werden die Ergebnisse der Leipziger Club- und Livemusikspielstättenstudie veröffentlicht, auf Bundesebene wird derzeit an einer gesamtdeutschen Festivalstudie gearbeitet.
Clubs sind relevante Wirtschaftsfaktoren und gesellschaftliche sowie kulturelle Leuchttürme. Im neuen sächsischen Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD wird die
Stärkung dieser Branche explizit erwünscht :
“(...) Die Clubkultur und Livemusikspielstätten wollen wir stärken und prüfen, wie wir Gründerinnen und Gründer fördern und Rahmenbedingungen für den Betrieb verbessern können.”
Wir sehen dies als einen wichtigen Schritt zur Anerkennung unserer Bedarfe und Interessen. Mit Blick auf die erhobenen Daten besteht jedoch dringender Handlungsbedarf.
Wir sprechen uns explizit gegen Kürzungen in den Kulturhaushalten aus – sowohl auf Landes- wie auch auf kommunaler Ebene. Die Clubkultur in Sachsen benötigt schnell unbürokratische und nachhaltige Mittel, um sich nach der Corona Pandemie endlich wieder auf ihre Kernaufgaben und den Clubbetrieb zu konzentrieren. Wir fordern eine Soforthilfe für akut von Schließung bedrohte Clubs und Livemusikspielstätten sowie eine nachhaltige Förderkulisse, mit deren Hilfe Spielstätten in den Themen Digitalisierung, Nachwuchsförderung, Sichtbarkeit sowie Netzwerkarbeit auf Kommunal- und Landesebene gezielt unterstützt werden und so wichtige Entwicklungen vorantreiben können. Die Live Initiative Sachsen steht als Ansprechpartnerin zur Verfügung, wenn es um die Erarbeitung konkreter Strategien und Maßnahmen zur Stärkung der Clubkultur in Sachsen geht.
Dresden, 18.12.2024
Katrin Gruel | Kai Winkler | Felix Buchta
Vorstand der Live Initiative Sachsen e.V. (LISA)
Nachklapp Roundtable: LISA mit Claudia Roth
Bei vielen Themen ließ sich ein Konsens herstellen und klar war für alle: "Clubs are Culture". Clubs haben eine große Bedeutung für die zahlreichen Transformationsprozesse in Stadt und Land. Nachhaltigkeit, LGBTIQ+ Offenheit, Antirassimus und Förderung demokratischer Partizipation wird heute mehr den je gebraucht.
Der Roundtable von LISA mit Claudia Roth (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) in der Dresdner Chemiefabrik hat 40 Vertreter*innen der Club-, Sozio- und Subkultur aus Chemnitz, Leipzig und Dresden sowie aus dem Umland motiviert, ihre Sorgen und Bedarfe einzubringen. Die Palette der angesprochenen Themen reichte von den Dauerbrennern wie TA Lärm und Baunutzungsverordnung – die nötig sind, um Clubs vor Verdrängung zu schützen –, über die prekären Arbeitsverhältnisse und Finanzlagen hin zu Fragen nach geeigneten Förderinstrumenten und Unterstützung von Bundesebene. Besonders Programme für kleine Venues und Formate wie Live 500 wurden gewürdigt. Die Live Initiative Sachsen gab ein deutliches Plädoyer ab für den Ausbau solcher Breitenförderung gegenüber den vielen Geldern, die für Exzellenz in der Musik bereit stehen. Besondere Erwähnung verdient der Schulterschluss progressiver Kräfte im von rechten Kräften bedrohten sächsischen Hinterland. Soziokulturelle Zentren im ländlichen Raum leisten unglaubliches, sind teilweise die letzten bunten Punkte in manchen Regionen und brauchen unbedingt jede Unterstützung, die sie bekommen können. Bei vielen Themen ließ sich ein Konsens herstellen und klar war für alle: "Clubs are Culture". Clubs haben eine große Bedeutung für die zahlreichen Transformationsprozesse in Stadt und Land. Nachhaltigkeit, LGBTIQ+ Offenheit, Antirassimus und Förderung demokratischer Partizipation wird heute mehr den je gebraucht. Clubs und Livemusikspielstätten, die diese Prinzipien leben und verbreiten, sind genau deswegen wichtige Orte der Demokratie. Wir bedanken uns bei Claudia Roth für dieses offene Gespräch und die Chance, diese Themen anzusprechen, Kassem Taher Saleh für die Moderation, der Chemiefabrik Dresden für die schöne Location und die technische Betreuung und allen die da waren und sich mit ihren Themen eingebracht haben.
Roundtable mit Kulturstaatsministerin
Gemeinsam mit der Ministerin wollen wir uns zu Themen rund um die Clubs und Livemusikspielstätten in Sachsen austauschen und einen Einblick in die aktuelle Lage unserer Subkultur geben.
Liebe Clubbetreibenden, Kulturschaffende und Interessierte,
LISA (Live Initiative Sachsen) und Kassem Taher Saleh (Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen) laden zu einem Austausch mit Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth am 24.Juli 2024 um 18.00 Uhr in die Chemiefabrik, Petrikirchstr. 5 in 01097 Dresden ein.
Gemeinsam mit der Ministerin wollen wir uns bis ca. 20:00 Uhr zu Themen rund um die Clubs und Livemusikspielstätten in Sachsen austauschen und einen Einblick in die aktuelle Lage unserer Subkultur geben. So eine Runde lebt natürlich von euren Themen/Fragen/Anliegen, bringt diese mit und packt sie auf den Tisch.
Moderiert wird der Austausch vom Dresdner Bundestagsabgeordneten Kassem Taher Saleh.
Es wird vor Ort die Möglichkeit geben, sich mit Getränken zu versorgen.
Wir würden uns freuen, wenn ihr Zeit findet, bei diesem Treffen dabei zu sein und uns bis zum 22.07. per Mail an lisa@live-in-sachsen.de mitteilt, ob ihr kommen könnt. Gern nehmen wir auch eure Fragen & Themen vorab per Mail entgegen!
Das Institut fuer Zukunft schließt. Der Standort muss für die Kultur erhalten bleiben! Die sächsische Clubkultur braucht weiterhin Hilfe!
Es braucht endlich das entschlossene und gemeinsame Handeln aller demokratischen Parteien, um die sächsische Clubkultur im Bestand zu schützen. Es wird nicht reichen, Clubs in Sonntagsreden und auf Preisverleihungen als Kultur anzuerkennen. Was es braucht, ist echte Generationen- und Verteilungsgerechtigkeit, denn Clubkultur ist keine Kultur zweiter oder dritter Klasse, sondern ganz einfach Kultur. Und als solche ist sie zu schützen und zu fördern!
Sachsen, 11.06.2024
Pressemitteilung der Live Initiative Sachsen und des LiveKommbinat Leipzig:
Die Schließung des renommierten Leipziger Techno-Clubs Institut fuer Zukunft (IfZ) – Mitglied des LiveKommbinats Leipzig e.V. sowie der Live Initiative Sachsen e.V. – markiert einen weiteren großen Verlust für die sächsische und bundesweite Clubkultur. Nachdem Leipzig in den letzten Jahren bereits das So&So, das mjut, 4Rooms und die Distillery verlor (1), hat die Geschäftsführung des IfZ die Schließung des Clubs zum Jahreswechsel 2024/2025 bekanntgegeben. Seit langem insistiert die Live Initiative Sachsen in Papieren (2) und Gesprächen mit Minister:innen und Amtsträger:innen, dass die Spätfolgen der Pandemie und der gesamtwirtschaftliche Abschwung die Existenz der sächsischen Clubs bedrohen.
Doch Forderungen nach Rettungsmaßnahmen wurden entweder direkt vom Tisch gewischt oder mit einem weiten Pass in Richtung Kommunen abgegeben. Die Folge ist nun der Verlust eines der bedeutendsten sächsischen Clubkultur-Projekte.Das IfZ wurde in den letzten Jahren zunehmend durch eine Kombination finanzieller und politischer Herausforderungen belastet. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2019 brachen die Einnahmen mit der Corona-Pandemie ein. Trotz der Wiedereröffnung im Jahr 2022 konnte man diese Verluste nicht ausgleichen. Die Inflation und krisenbedingte Kostensteigerungen führten zu erheblichen finanziellen Belastungen und folglich zur Erhöhung der Eintrittspreise. Dies hatte wiederum zur Folge, dass weniger neue Besucher:innen kamen, als dringend nötig gewesen wären. Diese Entwicklung ist auch in anderen Spielstätten in Sachsen und auch bundesweit zu beobachten.
Das zeigt etwa die jüngste Erhebung des nordrhein-westfälischen Landesverbands LINA, der zufolge 77% der Clubs in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Über die Hälfte der Betreibenden verzeichne einen Einbruch der Gästezahlen um die 30 Prozent.(3) Für das IfZ erhöhte sich der finanzielle
Druck obendrein durch nachträglich angepasste Förderbedingungen von CoronaSoforthilfen, die in unerwarteten Rückforderungen mündeten.
Zur Wahrheit gehört, dass es immer schon Clubs- und Livemusikspielstätten gab, die aus betrieblichen Gründen schließen mussten. Das liegt nicht nur daran, dass Musikdarbietung ein recht volatiles Geschäft sein kann. Es liegt vor allem am grundsätzlichen Charakter von Clubs und Livemusikspielstätten als Kultur- und Szenewirtschaftsbetriebe. Wie alle Unternehmen sind sie natürlich angehalten, ihre Kosten zu decken. Was sie jedoch von anderen Unternehmen unterscheidet, ist ihre besonders intrinsische Motivation, ein bezahlbares, möglichst progressives und kulturell wertvolles Programm auf die Beine zu
stellen. Dafür sind sie bereit, Einnahmen zu investieren, Veranstaltungen querfinanzieren und die allzu oft prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Clubkultur hinzunehmen.
Wenn Betreiber:innen aber unter dem Renditedruck ersticken, kann es auch kein vielfältiges Programm geben, keine Exzellenz und keine Nachwuchsförderung; dann leiden Diversität, Inklusion und Awareness und nicht zuletzt die ohnehin gebeutelte Belegschaft. Ohne Subventionen, die diese Effekte abmildern, bleibt auf kurz oder lang die einzige Alternative, mit wehenden Fahnen unterzugehen. Ist es also aus mit dem Club, wird eine etwaige, der Renditeerwartung entsprechende Folgenutzung in der Regel keine kulturelle sein und weder ein besonders vielfältiges noch ein für das breite Publikum bezahlbares Angebot bereit halten. Eine Clubschließung birgt immer die Gefahr, dass der Standort für die kulturelle Nutzung unwiederbringlich verloren geht und somit der Möglichkeitsraum für Kultur innerhalb einer Stadt immer kleiner wird.
Das ist die Erfahrung, die wir nach Clubschließungen vielerorts machen müssen: Was lange Jahre kulturell genutzt wurde, wird zum Lager, zum Coworking-Space oder zum Wohnraum umfunktioniert. Oder noch schlimmer: In Erwartung größerer Rendite erfolgt erst gar keine Nutzung: Leerstand. Immerhin, die Nachnutzung befriedigt einen konkreten wirtschaftlichen Bedarf, der niemanden stört und genug Geld einbringen wird … Doch das Schicksal des Leipziger Kohlrabizirkus, in dem sich das IfZ seit 10 Jahren befindet, muss anschließend nicht clublos sein.
Eigentümer des Gebäudes ist die Stadt Leipzig, die es 2021 von einem Immobilienentwicklungsunternehmen für 12 Millionen Euro kaufte und in die Verwaltung der stadteigenen Entwicklungsgesellschaft LEVG integrierte. Schon damals sah die Stadtverwaltung „[..] den Deal als einmalige Chance für Sport, Kultur
und Freizeit in Leipzig. Durch den S-Bahn-Haltepunkt fast vor der Haustür könne das Areal auch überregional Anziehungskraft entfalten, eventuell eine Kletterhalle, Trampolin-Park, Parkour-Strecke, Band-Proberäume, Galerien, Ateliers aufnehmen“.(4) Solange der politische Wille vorhanden ist und eine Verwaltung tätig wird, liegt also fast ein bisschen Zukunft nach dem Institut fuer Zukunft in der Luft.
Einer etwaigen kulturellen Weiternutzung steht momentan entgegen, dass das Nutzungskonzept für diesen Bereich nicht vorliegt und die notwendigen Maßnahmen,
darunter der Brandschutz, noch nicht oder nur teilweise umgesetzt sind. Viel schwerer wiegt allerdings, dass nicht klar ist, was potentielle Betreiber:innen zu erwarten haben: Wird es überhaupt Flächen für einen Club oder eine Livemusikspielstätte geben? Wird es angemessene, bezahlbare Mieten geben, die für einen Kulturbetrieb abbildbar sind? Darauf gibt es bisher keine Antworten. Der Planungsprozess ist zu langwierig und für potentielle
Nutzer:innen zu intransparent. Es gilt, dass hier bald Klarheit hergestellt wird, um einer kulturellen Folgenutzung eine bezahlbare Perspektive zu geben.
Ein aktueller Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat geht in die richtige Richtung.(5) Doch so oder so wird das Institut fuer Zukunft eine große Lücke in der Clubkultur hinterlassen – aber auch seine Spuren! Und wir möchten nicht versäumen, den dezidiert politischen, kollektivistischen und emanzipatorischen Ansatz dieser Institution hervorzuheben. An diesem Ort der Musik, der Gemeinschaft und der Begegnung haben die
Gründer:innen und Nachfolgegenerationen über 10 Jahre lang kollektiv an dem für sie passenden Teppich politischer Grundausrichtung gewoben – der eben nicht nur Konflikten sondern auch bedeutenden Diskursen den Boden bereitet hat, die unsere Clubkultur und die eine lebendige Demokratie dringend brauchen. Auch wenn bestimmte Positionen, Entscheidungen und Verfahrensweisen des IfZ nicht allen geschmeckt haben mögen, dieser Ort wird eben doch einer der wenigen gewesen sein, wo grundsätzliche Fragen einer anderen, einer besseren Welt überhaupt besprochen und nach Möglichkeit in die Praxis
überführt wurden. Und dieses Selbstverständnis braucht es mehr denn je! Aber es erfordert Mut und Kraft, sich als Club soziokulturell zu engagieren und an
politischen Diskursen zu beteiligen und eben nicht nur für das blanke Vergnügen zu sorgen. Und es wird künftig noch mehr Mut und Kraft brauchen – das haben die Europa- und Kommunalwahlen sehr deutlich gemacht und es ist zu befürchten, dass die anstehende Landtagswahl dies nochmal unterstreichen wird. Angesichts all dessen braucht es eine Szene, die sich konstruktiv-kritisch aber am Ende wohlwollend und solidarisch zeigt, anstatt sich in Flügelkämpfe verstricken und spalten zu lassen und einander mit Hass, Häme und Boykotten zu überziehen. Und es braucht endlich das entschlossene und gemeinsame
Handeln aller demokratischen Parteien, um die sächsische Clubkultur im Bestand zu schützen. Es wird nicht reichen, Clubs in Sonntagsreden und auf Preisverleihungen als Kultur anzuerkennen. Was es braucht, ist echte Generationen- und Verteilungsgerechtigkeit, denn Clubkultur ist keine Kultur zweiter oder dritter Klasse, sondern ganz einfach Kultur. Und als solche ist sie zu schützen und zu fördern!
LiveKommbinat Leipzig e.V.,
LISA – Live Initiative Sachsen e.V.
Quellen:
(1) siehe Lost Clubs Leipzig, offenes Dokumentationsportal für die Leipziger Nachtkultur.
(2) siehe zuletzt LISA-Forderungspapier vom 11.01.2024: AND THE PARTY IS OVER. Sächsische Clubs und Livemusikspielstätten auf der Kippe
(3) siehe auch PM der LiveMusikKommission von 6.06.24: “Tropfen auf dem heißen Stein: Aktuelle Förderprogramme decken kaum die Bedarfe der gebeutelten Clubs und Festivals”
(4) LVZ (18.06.2021):
(5) https://ratsinformation.leipzig.de/allris_leipzig_public/vo020?VOL FDMR=2018503&refresh=false
Fachtag Clubkultur am 25. Mai 2024 in Dresden
Im Rahmen der Ausstellung »Techno Worlds« und in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden laden das Klubnetz Dresden und LISA - die Live Initiative Sachsen am 25. Mai 2024 zum Fachtag »Clubkultur« in die Kantine des einstigen VEB Robotron ein. Unter Anwesenheit von Akteur:innen und Expert:innen sowie Stadt- und Landespolitiker:innen sollen gegenwärtige Problemlagen und Herausforderungen sächsischer Clubkultur- schaffender beleuchtet werden:
Im Rahmen der Ausstellung »Techno Worlds« und in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden laden das Klubnetz Dresden und LISA - die Live Initiative Sachsen am 25. Mai 2024 zum Fachtag »Clubkultur« in die Kantine des einstigen VEB Robotron ein. Unter Anwesenheit von Akteur:innen und Expert:innen sowie Stadt- und Landespolitiker:innen sollen gegenwärtige Problemlagen und Herausforderungen sächsischer Clubkultur- schaffender beleuchtet werden:
10 00 Mitgliederversammlung der Live Initiative Sachsen
11 00 Öffentliche Begrüßung
11 30 PANEL: Jung | Hip | Pleite ?
13 00 Mittagspause
14 00 INPUT: Förderprogramme der Initiative Musik
15 30 PANEL: Stadt | Land | Club
17 30 PANEL: Club | Culture | Networks
19 00 Afterhour mit Musik und Plausch
Die Deutschlandpremiere der weltweit tourenden Tourneeausstellung TECHNO WORLDS des Goethe-Instituts präsentiert Werke internationaler und regionaler Künstler:innen zum vielschichtigen Phänomen »Techno« in der Dresdner robotron-Kantine. Sie bildet den Rahmen für den Fachtag und kann in den Pausen durchstreift werden. Für das leibliche Wohl ist ganztägig und auf Spendenbasis gesorgt. Zum Abschluss laden wir alle Teilnehmenden ein, den Fachtag mit Musik und Drinks gemeinsam ausklingen zu lassen.
Jung | Hip | Pleite ?
Clubkultur zwischen Rentabilitätsfalle und Professionalisierungsdruck
Galt vor Corona der Begriff der "Dauerkrise" für die Clubkultur schon synonym, erfährt er mit den Spätfolgen der Pandemie und mit der gegenwärtigen Rezession eine neue Dimension. Bundesweit schnappt für zahlreiche Clubs am Rande der Subsistenz die Rentabilitätsfalle zu. Die spärlichen Rücklagen neigen sich dem Ende und mit Staatshilfen ist nicht mehr zu rechen, wenn sie nicht gar zurückgefordert werden.
Zusammen mit dem Stammpublikum haben sich viele Fachkräfte verabschiedet. Dabei lastet auf den Clubs ohnehin ein immenser Professionalisierungsdruck - nicht erst seit Corona, um allerlei behördliche Auflagen zu erfüllen; nach der Pandemie, um den veränderten Pubklikumserwartungen gerecht zu werden; und nun, um nicht im Strudel des gesamtwirtschaftlichen Abschwungs unterzugehen. Steht die Clubkultur vor einem Exodus und ihrer endgültigen Musealisierung? Ist sie nicht sowieso überaltert und feiern ohnehin nicht mehr angesagt? Finden Clubs künftig in verwaisten Shoppingscentern in den sterbenden Innenstädten Raum? Oder braucht es womöglich nur noch mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, um die Spielstätten im Bestand zu schützen? Stürzt das die Dritten Orte nicht nur tiefer in die Identitätskrise und droht gar der subcultural kiss of death (Thornton)?
Förderprogramme der Initiative Musik
Die Initiative Musik ist die zentrale Fördereinrichtung des Bundes für Popularmusik und Jazz. In diesem Input mit anschließendem Q&A gibt sie interessierten Akteur:innen aus Club- und Livemusikkultur einen Überblick über ihre Förderprogramme - ein praxisnahes How-To inklusive Do’s & Dont’s für Antragstellung und Abwicklung.
Stadt | Land | Club
Elektronische Musik und Clubkultur in suburbanen und ländlichen Räumen
Was bedeutet Clubkultur im suburbanen und ländlichen Raum: Ein Experimentierfeld für die Jugend, sozialer Kitt durch (alternative) Kultur oder Beschäftigungstherapie für Ehrenamtliche? Die Ära der Dorf- und Großraumdiskos im Umland mit vielen Spielarten elektronischer Musik ist lange vorbei. Wo findet Clubkultur außerhalb der sächsischen Metropolregionen also statt?
Wir blicken unter anderem nach Bautzen, Görlitz, Bischofswerda und Pirna. Welche Bedeutung haben elektronische und Livemusik für die dortigen Räume der Sub- und Jugendkultur? Mit welchen Aufgaben und besonderen Herausforderungen sehen sich diese Orte konfrontiert? Und braucht es womögloch neue Ideen, um den Nachwuchs zu motivieren, abseits der Metropolen selbst etwas zu starten? Welche Rolle spielen hierbei Infrastruktur, Bevölkerungs- und aktuelle Publikums- entwicklungen sowie die Landes- und Kommunalpolitik – zumal angesichts der anstehenden Wahlen in Sachsen?
Club | Culture | Networks
Zum Status quo von Vernetzung und Vertretung in Bund, Ländern und Kommunen
Clubkultur braucht Lobby gegenüber der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Das war spätestens mit der Corona-Pandemie offenkundig. Im Angesicht dieser historischen Krise hat sich auch die Live Intiative Sachsen formiert, um für die Interessen der Club- und Livemusikkultur im Land einzutreten. Kurz zuvor hatten sich die Dresdner im Klubnetz zusammengeschlossen und taten es damit Leipzig (LiveKommbinat) und Chemnitz (Hand in Hand) gleich.
Doch die Netzwerkarbeit ist zumeist so prekär wie die Kulturarbeit selbst. Wie soll die Interessenvertretung also verstetigt und verbessert werden? Wie steht es um die Finanzierung und wie um den Nachwuchs? Gibt es Best Practice auf die sich verweisen und von der sich lernen ließe? Welche aktuellen Diskurse verfolgen die verschiedenen Akteur:innen in Bund-, Land-, Kommunen? Und mit welchen Forderungen gehen wir in die Landtags-, Kommunal- und Europawahlen?
Förderer und Kooperationspartner
Minister*innen-Treffen mit LISA
Beim Treffen mit Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Martin Dulig, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr haben wir vergangene Woche darüber gesprochen, wie das Land die Clubkultur in ihrer aktuell dramatischen Situation unterstützen kann. Unsere Forderung nach Soforthilfe für existenzbedrohte Spielstätten wurde abermals an die Kommunen verwiesen. Hier werden wir unsere Bemühungen nun koordiniert intensivieren.
Beim Treffen mit Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Martin Dulig, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr haben wir vergangene Woche darüber gesprochen, wie das Land die Clubkultur in ihrer aktuell dramatischen Situation unterstützen kann. Unsere Forderung nach Soforthilfe für existenzbedrohte Spielstätten wurde abermals an die Kommunen verwiesen. Hier werden wir unsere Bemühungen nun koordiniert intensivieren.
Konkrete Zusagen wurden uns hingegen in Bezug auf die Integration einer Sparte "Clubkultur" in die bereits geplante Musikzentrale Sachsen gegeben. Auf diese Art ließe sich unsere bisher komplett ehrenamtliche Arbeit endlich verstetigen und weiter qualifizieren. Zudem wurde uns die Unterstützung beider Ministerien bei der anstehenden Novellierung der Baunutzungsverordnung und der TA Lärm zugesichert.
Für LISA war das Treffen ein Anfang und wir hoffen, dass die Bedarfe der Clubkultur im nächsten Haushalt Berücksichtigung finden. Für die Clubs ist das zu diesem Zeitpunkt leider keine Entlastung, aber wir bleiben für euch dran! Liebe Clubkultur-Schaffende, wenn ihr uns helfen wollt, schickt uns Berichte zu eurer konkreten Lage. Eine aktuelle sächsische Clubstudie wäre ein größeres Ziel, das wir im Auge behalten.
Clubs are Culture!
BREAKING NEWS! 20.000€ für die Clubkultur – Sonderpreis Nachtökonomie
Als kurzfristige Maßnahme, das vielfältige Angebot der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten als integralen Baustein des hiesigen Musikökosystems zu ehren und sichtbar zu machen, wurde entschieden, die Preisgelder des Wettbewerbs Popularmusik in Sachsen 2024 zu erhöhen. Die neue Kategorie „Nachtökonomie" ist mit Preisgeldern in Höhe von 20.000 Euro dotiert und wird als Sonderpreis vergeben werden.
Wir bedanken uns bei Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Martin Dulig (SPD) für das schöne Signal und Wertschätzung der sächsischen Clubkultur. Wir fordern die Clubs und Livespielstätten auf sich zu bewerben! Danke auch Christian Demuth für manche Hintergrundarbeit dafür.
In einem Schreiben des Ministeriums an Lisa heißt es:
„Als kurzfristige Maßnahme, das vielfältige Angebot der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten als integralen Baustein des hiesigen Musikökosystems zu ehren und sichtbar zu machen, haben wir entschieden, die Preisgelder des Wettbewerbs Popularmusik in Sachsen 2024 zu erhöhen. Die neue Kategorie „Nachtökonomie" ist mit Preisgeldern in Höhe von 20.000 Euro dotiert und wird als Sonderpreis vergeben werden. Der Wettbewerb wird von KREATIVES SACHSEN ausgerichtet; Clubs- und Livemusikspielstätten können sich ab 11. März 2024 bewerben“
Zitat Martin Dulig: „Clubs und Livemusikspielstätten spielen als Teil einer lebendigen Kultur- und Kreativwirtschaft eine wichtige Rolle für den Freistaat Sachsen. Auf der einen Seite leisten sie wichtige Beiträge zur lokalen Wirtschaft, sie schaffen Arbeitsplätze und haben eine wichtige Bedeutung für die Attraktivität unserer Städte und Regionen. Auf der anderen Seite sind sie Teil eines breiten und vielfältigen kulturellen Angebots und wichtig als soziokulturelle Anlaufzentren. ...
Mir ist bewusst, dass es noch viel Zeit und Mühen brauchen wird, bis das Publikum wieder in der Form nachgewachsen ist, wie es vor Zeiten der Corona-Pandemie war. Mit der Sonderkategorie „Nachtökonomie" möchten wir Clubs- und Spielstättenbetreibern und -betreiberinnen ein positives Signal der Unterstützung senden“
Bedingungen zur Bewerbung auf den Sonderpreis “Nachtökonomie”:
Prämiert werden Vorhaben der außergewöhnlichen Programmgestaltung, etwa zur Erweiterung des Publikums oder zur aktiven Förderung von Nachwuchskünstler:innen, ebenso wie innovative Konzepte und Ideen mit wirtschaftlichem Vorbildcharakter, die nachhaltige Effekte auf den Betrieb erwarten lassen.
Bewerben können sich Clubs und Livemusikspielstätten mit Sitz in Sachsen. Die Auswahl der Preisträger:innen berücksichtigt die regionale Verteilung und regional individuellen Voraussetzungen der jeweiligen Clubs und Livemusikspielstätten sowie die inhaltliche Bandbreite der „Nachtökonomie“
Mehr Infos auf der Seite des Kreativen Sachsen:
https://www.kreatives-sachsen.de/pop-wettbewerb/
Pressespiegel
Unser Forderungspapier "AND THE PARTY IS OVER - sächsische Clubs und Livespielstätten auf der Kippe" hat bewegt, wie zahlreiche Medienbeiträge in unserem Pressespiegel zeigen, weitere sind in Arbeit. LISA bearbeitet das Thema politisch weiter,
es gibt Zuarbeiten für Anträge im Landtag, ein Gespräch mit Minister*innen ist angesetzt.
Unser Forderungspapier "AND THE PARTY IS OVER - sächsische Clubs und Livespielstätten auf der Kippe" hat bewegt, wie zahlreiche Medienbeiträge in unserem Pressespiegel zeigen, weitere sind in Arbeit. LISA bearbeitet das Thema politisch weiter, es gibt Zuarbeiten für Anträge im Landtag, ein Gespräch mit Minister*innen ist angesetzt.
Pressespiegel: Stellungnahme "The Party is over"
Deutschland Radio Kultur, Tonart: "The party is over!?": Sächsische Clubs stehen auf der Kippe
https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.html?audio_id=dira_DRK_fc13ad82
Sächsische Zeitung 13.01.2024: Hilferuf an die Landesregierung: Sterben die Clubs in Dresden?
https://www.saechsische.de/dresden/lokales/sterben-die-clubs-in-dresden-5952027.html
Leipziger Volkszeitung 12.01.2024: Sachsens Clubs in Not – Forderung nach mehr Unterstützung vom Freistaat
MDR 19.01.2024: Musik-Clubs in Sachsen fordern Geld zum Überleben
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/clubs-clubszene-live-musik-foerderung-kultur-news-100.html
Dresdner Neueste Nachrichten 23.01.2024: Musik-Clubs in Sachsen fordern Geld zum Überleben
Fazemag 23.01.2024: Kaum Gewinn: Dresdner Clubs sorgen sich um ihre Zukunft
https://www.fazemag.de/kaum-gewinn-dresdner-clubs-sorgen-sich-um-ihre-zukunft/
Groove 25.01.2024: Live Initiative Sachsen: Clubs fordern finanzielle Unterstützung
Forderungs-Papier | 11.01.2024
Forderungen: Soforthilfe-Programm 2024 für Clubs und
Livemusikspielstätten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Zusätzliche Förderung zum schon jetzt
konzipierten Inhalt der Musikzentrale Sachsen für die Sparte Clubkultur
Unterstützung der im Bundesrat an der über die Novellierung von Baunutzungsverordnung
AND THE PARTY IS OVER.
Sächsische Clubs und Livemusikspielstätten auf der Kippe
Die Lage der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten spitzt sich weiter zu. Wie bereits im Sommer 2023 in einer Stellungnahme des Landesverbandes der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. beschrieben, sehen sich sächsische Clubbetreibende auch zum Jahresanfang 2024 vor existenzbedrohende Herausforderungen gestellt: Im Zuge der Energiekrise stiegen sämtliche Betriebskosten stark an und beim Publikum sorgt die Inflation mittlerweile für einen deutlich eingeschränkten finanziellen Spielraum. Unter diesen Umständen wirken auch steigende Personalkosten durch die weitere Erhöhung des Mindestlohns brandbeschleunigend. Einige Clubs (u.a. das Leipziger Institut für Zukunft und das Dresdner objekt klein a) sprachen bereits öffentlich über ihre finanzielle Situation und blicken mit großer Sorge ins neue Jahr – der MDR berichtete.[1][2] Die Betriebs- und Personalkosten können oftmals, wenn überhaupt, nur mit Müh und Not gedeckt werden. Dies betrifft Clubs und Livemusikspielstätten in sächsischen Städten, aber auch auf dem Land und vor allem bundesweit.[3][4]
Vor diesem Hintergrund sorgte die Meldung über finanzielle Unterstützung sächsischer Theater und Orchester durch die Landesregierung für Aufregung in der Club- und Live-Szene. Vor allem aufgrund gestiegener Personalkosten gerieten auch viele Theater und Orchester in Finanznot. Die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch hob die Einrichtungen als wichtige Orte der Begegnung hervor und rechtfertigte so die Beteiligung des Ministeriums in den Jahren 2023 und 2024 mit 50 Prozent an den zusätzlichen Finanzierungsbedarfen von zehn kommunalen Theatern und Orchestern zum Erhalt der individuellen Spiel- und Betriebsfähigkeit.[5]
Erst Mitte November 2023 verwies die Staatsministerin in einem Plenum im Landtag auch auf die wichtige Rolle der Clubs und Livemusikspielstätten im Freistaat. “Dass die Clubs zu einer lebendigen Kulturlandschaft im Freistaat gehören, ist für mich selbstverständlich”, so Frau Klepsch. Sie seien zudem ein wichtiger Faktor, wenn es um Standortattraktivität und das Anwerben gut ausgebildeter Fachkräfte gehe. Dass aber die Nöte vieler Clubs und kleineren Spielstätten nun wiederholt ungehört bleiben, wirft neuerlich Fragen auf:
Welchen Wert haben diese kulturellen Orte für die politische Entscheidungsebene? Gelten Clubs nicht auch und in ganz besonderem Maße als wichtige Orte der Begegnung und des Miteinanders? Sachsen weist die bundesweit höchste Clubdichte eines Flächenlandes auf.[6] Zahlreiche Clubs werden, auch auf Bundesebene, immer wieder für ihr exzellentes Programm ausgezeichnet.[7] Und auch viele dieser Spielstätten sind ständig prekär und akut in Not. Ist noch immer nicht durchgedrungen, unter welch schwierigen Bedingungen und mit welch unzureichender Entlohnung hier bedeutende, zeitgemäße Kultur geschaffen und gelebt wird? Aus Sicht der Betreiber:innen werden sie einmal mehr an den Rand gestellt und bekommen nicht die Anerkennung und Unterstützung, die ihre Kulturarbeit besonders in diesen gesellschaftlich und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten verdient.
HINTERGRUND
Vor allem kleinere Clubs und Livemusikspielstätten schließen eine wichtige Lücke zum Erhalt der kulturellen Vielfalt, wirtschaften aber selbst im Normalbetrieb am Rande der Rentabilität, sodass kaum größere Rücklagen gebildet werden können. “Anders lässt sich ein qualitatives Programm in einem möglichst sicheren Raum zu noch bezahlbaren Preisen bei zumutbaren Arbeitsbedingungen leider nicht anbieten”, heißt es etwa von Seiten des Dresdner objekt klein a.[8] Um ein zielgruppengerechtes und diverses Kulturangebot auf Augenhöhe anbieten zu können, mussten und müssen Preise entsprechend niedrig gestaltet werden. Die erzielten Eintrittsgelder fließen weitestgehend in die Deckung der Gagen der Künstler:innen, während die Betriebs- und Personalkosten durch den Gastronomiebetrieb erwirtschaftet werden müssen. Angesichts dessen konnten nur die wenigsten Clubs finanzielle Rücklagen bilden. “Viele Musikspielstätten dürften in Anbetracht von durchschnittlichen monatlichen Gewinnen unter 1.000 Euro eher als kostendeckende Betriebe bezeichnet werden”, heißt es in der Clubstudie der Initiative Musik aus dem Jahr 2021. Die in der Studie untersuchten Musikspielstätten weisen eine durchschnittliche Umsatzrentabilität von 4,2 Prozent auf (Median: 3,1 Prozent).[6] Im Vergleich zu mittelständischen Unternehmen in Deutschland fällt auf, dass Musikspielstätten klar unter dem bundesweiten Durchschnitt von 7,5 Prozent liegen.
Vor Corona waren Clubs und Livemusikspielstätten größtenteils wirtschaftlich unabhängig und konnten relativ frei agieren. Mit Beginn der Pandemie mussten Clubs und Livemusikspielstätten als erstes schließen und waren die letzten, die ihre Türen wieder öffnen konnten. Die geringen finanziellen Rücklagen waren in der Zeit der Schließung schnell aufgebraucht. Nur mit Hilfe von Kurzarbeit, Entlassungen und Fördermitteln aus dem Bundesprogramm Neustart Kultur konnten die meisten Clubs und Livemusik- spielstätten diese Zeit überhaupt überleben. Rückzahlungsforderungen von Corona-Hilfen bereiten der Szene zusätzlich Sorgen. Das Leipziger Institut für Zukunft beispielsweise berichtet auf seiner Homepage, dass Rückzahlungen von 50.000 Euro den Club vor große Schwierigkeiten stellen.[9]
WAS JETZT PASSIEREN MUSS
Die sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten brauchen dringend finanzielle Unterstützung. Die ohnehin geringen Einnahmen können bei den gestiegenen Kosten oft nicht mehr Schritt halten. Größere Schwankungen im Publikumsaufkommen lassen sich kaum kompensieren.
Um die Bedarfe direkt kommunizieren zu können, benötigt es zeitnah einen Dialog zwischen Vertreter:innen der sächsischen Club- und Livemusikkultur und den folgenden Ministerien, welche Interesse daran haben sollten, einem Clubsterben entgegenzuwirken:
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
Sächsisches Staatsministerium für Regionalentwicklung
Sächsische Staatskanzlei
Zudem möchten wir die Forderungen des Landesverbands für Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V.[10] unterstreichen, in länderspezifischen Ressortabstimmungen auch im Sinne der sächsischen Club- und Livemusikkultur zu entscheiden[11] sowie die Live Initiative Sachsen mit langfristiger Prozessförderung zu unterstützen.
Der LISA e.V. hat während der Pandemie viel erreicht, muss seine Arbeit jedoch dringend verstetigen, um die Bedarfe der sächsischen Spielstätten wirksam vertreten zu können. Sachsen braucht eine solche Anlaufstelle, um neben Vernetzung auch Beratung für Clubbetreibende anzubieten und Erfahrungen in puncto Krisenbewältigung und Resilienz-Steigerung sammeln und teilen zu können. Die bisherigen Strukturen, wie Kreatives Sachsen und Pop Impuls als Projekte des Landesverbandes Kultur- und Kreativwirtschfat, leisten dies bereits teilweise. Aufgrund der Projektgröße und der Verantwortung für mehrere Teilmärkte sind ihre Ressourcen jedoch beschränkt.
Insofern unterstützen wir ausdrücklich die derzeitigen Bestrebungen des Landesverbandes für Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V., eine zentrale Anlaufstelle für die sächsische Musik- und Popkultur zu etablieren. Eine Musikzentrale in Sachsen könnte so mit zusätzlich geförderten Projektinhalt zukünftig und in enger Zusammenarbeit mit uns, dem LISA e.V., dezidierte Projekte zur Unterstützung der Clubkultur, als einen Teil der Popkultur, umsetzen und so die Resilienz der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten im Sinne des Kulturerhalts und der Kulturvielfalt aktiv steigern.
Wir fordern ein Soforthilfe-Programm 2024 für Clubs und Livemusikspielstätten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, das ihnen die Zeit verschafft, Publikumsrück- und Neugewinnung voranzutreiben, Einnahmen zu diversifizieren und Betriebsabläufe zu optimieren, um Kosten einsparen zu können.
Wir fordern ab 2025 die zusätzliche Förderung zum schon jetzt konzipierten Inhalt der Musikzentrale Sachsen für die Sparte Clubkultur, um die beschriebenen Herausforderungen langfristig zu beheben und einen Nährboden für zukünftige Entwicklungen bilden zu können.
Wir fordern die erklärte Unterstützung der im Bundesrat an der Entscheidung über die Novellierung von Baunutzungsverordnung (BauNVO)[12] und TA Lärm[13] beteiligten Ministerien im Sinne der Anerkennung von Clubs als kulturelle Einrichtungen.
Dresden, 11.01.2024
Katrin Gruel | Kai Winkler | Felix Buchta
Vorstand der Live Initiative Sachsen e.V. (LISA)
Live Initiative Sachsen e.V. (LISA)
Annaberger Straße 24 | 09111 Chemnitz
www.live-in-sachsen.de | lisa@live-in-sachsen.de
[1]https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/club-kultur-krise-leipzig-erfurt-kultur-news-100.html
[5]https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1071452
[7]https://applaus-award.de/preistraegerinnen/
[8]https://objektkleina.com/about/help/
[9]https://ifz.me/reports/reports-07-23/
[11]https://www.clubsareculture.de/wp-content/uploads/RZ_Broschuere-cAc_neu_digital_klein.pdf
#clubsAREculture auf der Stadt nach 8 Konferenz
Stadt Nach Acht, die Nightlife-Conference der LiveKomm, bot einige Gelegenheiten zum Austausch mit der Politik …
Stadt Nach Acht, die Nightlife-Conference der LiveKomm, bot einige Gelegenheiten zum Austausch mit der Politik - ganz allgemein zu Clubs als Kulturorten, aber auch sehr spezifisch in Bezug auf die anstehende Neufassung der Schallschutz- und Baubestimmungen. Wir freuen uns über Rückhalt in der Sache unter anderem von Luise Amtsberg (MdB, Die Grünen), Gitta Connemann (MdB, CDU) und Caren Lay (MdB, DIE LINKE).
Ebenso erfreut und dankbar sind wir, dass uns ein Vertreter des Bauministeriums zur BauNVO Rede und Antwort stand. Wir sind gespannt auf den anstehenden Referentenentwurf zur Gesetzesnovellierung, der in den nächsten Wochen vorgestellt werden soll. Eine Verbändeanhörung ist für das kommende Jahr geplant. #clubsAREculture #stadtnachacht
Stellungnahme zur aktuellen Lage der (Club)Kultur & Nachtökonomie
… Laut einer Studie des Bundesförderprogramms Initiative Musik hat Sachsen flächenmäßig die höchste Dichte an Clubs und Livespielstätten im Vergleich zu anderen Flächenländern. Ihr Jahresumsatz lag bei 44,6 Millionen Euro …
Die sächsische Musikwirtschaft leistet als Teilmarkt mittlerer Größe einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Leistung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen. Einen wesentlicher Bestandteil bilden dabei Clubs und Live-Musikspielstätten. Laut einer Studie des Bundesförderprogramms Initiative Musik hat Sachsen flächenmäßig die höchste Dichte an Clubs und Livespielstätten im Vergleich zu anderen Flächenländern. Ihr Jahresumsatz lag bei 44,6 Millionen Euro.
Über die reine Wirtschaftsleistung hinaus ist die Musikwirtschaft ein wichtiger Aspekt der Standortattraktivität im Wettbewerb um junge, gut ausgebildete Fachkräfte – auch für andere Wirtschaftszweige. Clubs, Live-Musikspielstätten, Musikbars und soziokulturelle Zentren bieten der Musik und Kultur einen Nährboden, sind Karrieresprungbrett für Musikschaffende und ermöglichen die kreative Entfaltung breiter Bevölkerungsschichten. Sie sind Orte der Demokratie und tragen wesentlich zur gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung Sachsens bei.
Nach wie vor stehen Clubs und Live-Musikspielstätten aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie sowie der Energie-Krise durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine einer Reihe von Herausforderungen gegenüber. Aus diesem Grund hat der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. eine Stellungnahme bezüglich dringend notwendiger Maßnahmen, Unterstützungen und Förderungen verfasst.
#clubsAREculture
Musikclubs sind Orte, die den musikästhetischen Nährboden liefern, bei dem durch Versuch und Experiment die Musik von Morgen entsteht. In den Räumen der Clubkultur begegnen sich Menschen und erleben Musik als Kunstform und…
Die Kampagne #clubsARE cbündelt Informationen und vereint Akteure, die sich für die Anerkennung der Clubkultur einsetzen und austauschen wollen.
https://www.clubsareculture.de/
Mission
Deutschland versteht sich als Kulturnation; als das Land der Dichter und Denker, in dem Kultur einen hohen Stellenwert im gesellschaftlichen Leben einnimmt. Jedoch hat sich das Kulturverständnis – also das Verständnis von dem, was als künstlerisch wertige, schützenswerte und förderungswürdige Kultur angesehen wird – seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht wesentlich verändert und umfasst mehrheitlich das, was gemeinhin als Hochkultur geclustert wird.
Die Bereiche Clubkultur und Musikclubs finden in der Politik selten umfassend eine Berücksichtigung, obwohl sie sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Bestandteil der kulturellen Vielfalt in Deutschland entwickelt haben. Diese „Nicht-Anerkennung“ als schützenswert und förderungswürdig führt zu Herabstufungen der Clubkultur in vielen Bereichen der Politik und Verwaltung. Von Finanzpolitik, Stadtentwicklung über das Förderwesen, bis zur Gesundheitspolitik und Umwelt/Schallthemen existieren auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene vielerorts zahlreiche Handlungsbedarfe für einen aktiven Kulturraumschutz.
Dimensionen & Beispiele für aktiven Kulturraumschutz (Stand: Dez. 2020)
Ein Beispiel im Feld der Stadtentwicklung bildet die Baunutzungsverordnung (BauNVO), in der Musikclubs als Vergnügungsstätte eingestuft und mit Spielhallen und Bordellen gleich behandelt werden – während Theater, Opern, Museen und Konzerthäuser als Anlagen kultureller Zwecke gelten. Dadurch sind Musikclubs nur in wenigen städtebaulichen Gebieten zulässig und werden als nicht besonders schützenswert vor der Verdrängung durch bspw. Investoren und herannahende Bebauung angesehen. Vor allem wird ihnen jedoch der Gemeinwohlbezug, welcher Kern einer Anlage kulturellen Zwecks ist, abgesprochen.
Insbesondere der Schutz des Kulturraums – also des Orts, an dem sich der Musikclub angesiedelt hat – vor Verdrängung ist eines der wichtigsten Themen in Städten, die sich immer mehr verdichten. Durch den mangelnden Schutz dieser Räume bei Nachverdichtungsvorhaben und Bebauungsplänen findet eine Verdrängung dieser Kulturräume statt und damit einhergehend ist der Verlust von kulturellen Angeboten und sozialen Orten.
Pressemitteilung: Wieder ein Kultur-Lockdown. Wieder keine nachhaltige Öffnungs- perspektive? Weichen für 2G+ müssen jetzt gestellt werden!
Täglich spitzt sich die Corona-bedingte Überlastungssituation in den sächsischen Krankenhäusern weiter zu; Kapazitäten sind so gut wie erschöpft; Ärzte sehen immer sicherer einer Triage-Situation entgegen und das verbliebene Pflegepersonal steht permanent vor dem Zusammenbruch. In rasanter Geschwindigkeit wurde Sachsen von dieser Entwicklung überrollt. Obwohl die niedrige Impfquote laut Expert:innen zwangsläufig dazu führen musste, zeigt sich die Staatsregierung vollkommen überrascht und absolut überfordert. Die viel zu späte Reaktion Anfang November: Flächendeckende Einführung von 2G.
Konsequent umgesetztes 2G+ macht sichere Räume möglich
Während Clubs seit dem 23. September in der Praxis ohnehin ausschließlich für Geimpfte und Genesene öffnen konnten, wurde mit der Schutzverordnung vom 5. November die sogenannte 2G-Option ab Inkrafttreten der Vorwarnstufe gestrichen. Wie zuvor für 3G-Veranstaltungen wurde zudem eine Masken- und Abstandspflicht erlassen, was Clubevents und Stehkonzerte praktisch unmöglich machte und die erneute Schließung der Veranstaltungsorte ab dem 8. November zur Folge hatte. Dass manch eine Spielstätte eigenverantwortlich lange schon 2G+ praktizierte und aufgrund dessen keine einzige belegte Infektion zu verzeichnen hatte, wohl aber andernfalls unerkannt Infizierte aus dem Verkehr ziehen konnte – das fällt in der politischen Debatte trotz unserer Hinweise hinten runter. Nun, da 2G+ auch bundespolitisch ein Thema ist und die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen wurde, sei es in Sachsen dafür zu spät. Im Anschluss an den neuerlichen Kulturlockdown brauchen wir daher endlich eine differenzierte Risikobewertung. Konsequent umgesetztes 2G+ macht sichere Räume möglich!
Lockdown als ultima ratio - Verständnis und Zweifel
Allen ist bewusst, dass trotz 2G+ ein gewisses Restrisiko von Gästen im Anschluss an eine Veranstaltung ausgeht, das zwar äußerst gering ausfällt, aber bei den momentan extremen Inzidenzen schwer tragbar erscheint. Aufgrund der viel zu spät gestarteten Booster-Impfkampagne sind aktuell zu viele, besonders ältere Menschen trotz Impfung gefährdet. Ein aktueller Lockdown mag daher helfen, diese Menschen zu schützen. Und die Betreibenden dutzender Clubs und Livemusikspielstätten in Sachsen und der überwiegende Teil der Gäste haben - neben allem Gram - äußerstes Verständnis für einschneidende Maßnahmen, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Mehrheitlich haben sie bereits in der Vergangenheit ihren Anteil geleistet, haben sich impfen lassen und zeigten sich kooperativ und kreativ im Umgang mit Berufsverbot und Kulturentzug. Auch wir, die Live Initiative Sachsen, unterstützen gerne jedes Mittel, das recht und geeignet ist, nötigenfalls auch den Lockdown der sächsischen Kultur. Wir müssen allerdings weiterhin stark bezweifeln, dass ein solcher im aktuellen Zusammenhang einen nennenswerten Einfluss haben wird. Die Nebenwirkungen der Maßnahme hingegen werden weitgehend außer Acht gelassen oder billigend in Kauf genommen.
Lockdown der Kultur verlagert das Geschehen zunehmend ins Verborgene
Der Rückhalt seitens der um ihre Jugend betrogenen Generation für das Krisenmanagement der Politik bröckelt ebenso zusehends, wie der soziale Frieden in diesem Land. Und wir erlauben uns, nochmals darauf hinzuweisen, dass es ohne die Legalisierung sicherer Freiräume in jedem Fall zu einer nennenswerten Zunahme von Ansteckungen im Privaten und Verborgenen kommen wird - und zwar umso mehr, je länger dieser Zustand andauert. Wer das nicht hören will, ignoriert abermals die drängenden und berechtigten Bedürfnisse einer Generation von Heranwachsenden, die sich nicht ewig kaltstellen lassen, und hat entsprechende Medienberichte des vergangenen Jahres bereits verdrängt. Was man uns angesichts unserer Expertise und Erfahrungen in entsprechenden Milieus bitte glauben möge: auch in den kommenden Wochen verordneten Lockdowns werden unkontrollierte Zusammenkünfte, private Feiern und illegale Partys stattfinden, denen man mit institutionalisierten 2G+ Angeboten eine sichere Alternative entgegengesetzt hätte. Dass diese Angebote seit September durchaus bevorzugt genutzt wurden und nun genutzt worden wären, bestätigten uns Betreibende und Gäste immer wieder. Das gleiche gilt für den Impfanreiz, der für manch einen von 2G-Veranstaltungen ausging und nun entfällt.
Ohne weitreichende finanzielle Unterstützung droht vielen Clubs erneut das Aus
Im Unterschied zum Lockdown Ende vergangenen Jahres, wurden bisher weder Zusagen noch Gesprächsangebote zum Thema Finanzhilfen gemacht. Die im Dezember auslaufende Überbrückungshilfe III Plus und die Kurzarbeiterregelung können nur einen Teil der Kosten decken, von der Kompensation von Umsatzeinbußen ganz zu schweigen. Der Umstand, dass es die Wintermonate sind, in denen Clubs angehalten sind, Rücklagen für das Sommerloch zu bilden, verschärft die Situation weiter. Die sächsische Clubkultur braucht daher jetzt eine adäquate finanzielle Unterstützung für die Zeit verordneter Schließung sowie sinnvolle Programme für den Neustart 2022.
Felix Buchta:
„Uns ist klar, dass wir in der gegenwärtig hoch-emotionalen Debatte vor allem auf viele taube Ohren stoßen und Geschlossenheit für die kommenden drei Wochen wichtiger sein dürfte als Starrsinn. Trotz berechtigter Zweifel, hoffen wir sehr, dass sich die Lage mit dem Gesamtpaket an Maßnahmen nachhaltig beruhigen lässt. Doch was, wenn die Zahlen in drei Wochen nicht gesunken sind? Wird dann die Staatsregierung verzweifelt an einer Schließung von Clubs als vermeintliche Hotspots festhalten, notfalls mit der erneuten Auferlegung von Masken- und Abstandspflicht? Und was, wenn die Zahlen gesunken sind? Interpretiert die Staatsregierung ihre Maßnahmen dann pauschal als Erfolg und hält ebenso an der Schließung fest?“
Steffen Kache:
„Junge Leute, denen gesagt wurde, sie sollen sich impfen lassen und bekommen dann ihr Leben zurück, tragen einmal mehr die Last der Pandemie. Es ist immer weniger vermittelbar, warum das Verursacherprinzip nicht konsequent angewendet wird und auch unangenehme Maßnahmen wie eine Impfpflicht für diejenigen nicht ernsthaft diskutiert werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit schwer erkranken können und ins Krankenhaus müssen. Es droht sonst der Verlust der Unterstützung einer ganzen Generation.“
Weichen für 2G+ müssen jetzt gestellt werden!
Mit Planlosigkeit und falschen Versprechen hat die Politik auf Bundes- und Landesebene in den letzten Monaten abermals Vertrauen verspielt und mögliche Chancen der Pandemie-Eindämmung ungenutzt verstreichen lassen, etwa eine frühzeitige und flächendeckende Einführung von 2G+ und die Vorbereitung der Booster-Impfungen. In weiten Teilen der Gesellschaft schwinden angesichts dessen Kraft, Empathie und Solidarität. Es braucht daher endlich eine konsequente Strategie zur Verhinderung der Überlastung des Gesundheitssystems und die darf nicht auf ewig Lockdown heißen. Die vage Hoffnung auf Finanzhilfen und die Aussicht auf etwas Öffnung in den Sommermonaten werden das Überleben unserer Kulturlandschaft nicht garantieren können. Die Möglichkeit für eine nachhaltige und sichere Öffnung ist uns mit 2G+ inzwischen allerdings gegeben, wie mittlerweile auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach betont: “Clubs, Bars und Restaurants müssen nicht geschlossen werden, wenn dort 2G plus gilt”. (RND, 18.11.21)
Darum fordern wir, so schnell wie nur möglich:
1) eine verlässliche und beständige Öffnungsperspektive für Clubs und Livemusikspielstätten!
D.h. mit Auslaufen des Lockdowns mindestens die Aussicht auf 2G+ etwa in Landkreisen mit definiertem Infektionsgeschehen und gerne mit höchsten Anforderungen an entsprechende Schnelltests. Denn es liegen je nach Anbieter erhebliche Leistungsunterschiede vor.
2) Entschädigungen für die Zeit vermeintlich unvermeidbaren Lockdowns!
D.h. mindestens die Verlängerung der Antragsfrist des Soforthilfe-Zuschuss-Programmes “Härtefälle Kultur”. Sinnvoll wäre auch, wenn sich der Freistaat beim Bund um eine Verlängerung des Maßnahmezeitraumes für das “Förderprogramm für kleinere und mittlere Musikbühnen” bei der Initiative Musik bemüht.
Pressekontakt:
Für Rückfragen und Interviewanfragen zum Thema stehen Ihnen Felix Buchta (0151-11575377) und Steffen Kache (0157 -73559700) telefonisch zur Verfügung. Falls nicht sowie für schriftliche Stellungnahmen wenden Sie sich bitte per Mail an uns: lisa@live-in-sachsen.de.
PETITION: Zweiten Lockdown sächsischer Clubs und Livemusikspielstätten stoppen!
Nachdem wir vielfach das Gespräch mit der Entscheidungsebene gesucht und inzwischen geführt haben und während wir eine Verwaltungsklage im Eilverfahren gegen das faktische Berufsverbot auf den Weg bringen, möchten wir begleitend auch der Stimme der abertausenden Sub-, Club- & Livemusik-Enthusiast:innen in Sachsen Gehör verschaffen. Denn für sie, für euch, für uns, für eine ganze Generation verantwortungsbewusster und bisher äußerst duldsamer Menschen bedeutet der Lockdown unserer Freiräume einen absoluten Arschtritt. Sichere 2G-Veranstaltungen ohne Maske und Abstand sind möglich und gehören legalisiert, gerne unter der Maßgabe 2G+Test. Unterstützt unsere Petition und lasst uns gemeinsam den Entzug unserer Frei- und Kulturräume stoppen!
Bitte unterzeichnet und teilt die Kampagne in euren Netzwerken:
Alarmstufe Dunkelrot: Neue Corona-Schutzverordnung bedeutet faktisch den erneuten Lockdown sächsischer Clubs und Livemusikspielstätten
Die Live-Initiative Sachsen (LISA) und die sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten zeigen sich besorgt über die stark ansteigende Zahl der Corona-Neuinfektionen in Sachsen sowie die resultierenden Hospitalisierungen und befürworten ein Handeln der Staatsregierung. Jedoch kritisieren wir den Entwurf für die neue Corona-Schutzverordnung in Teilen entschieden. Die geplanten Änderungen sehen die Streichung des sogenannten 2G-Optionsmodells und der für 2G-Veranstaltungen geltenden Erleichterungen vor, welche eine Öffnungen von Clubs und Livemusikspielstätten in Sachsen zuletzt überhaupt wieder möglich machten. Bei erhöhter Hospitalisierungsrate (Vorwarnstufe oder Überlastungsstufe), d.h. zum nächstmöglichen Zeitpunkt, solle stattdessen also pauschal die 2G-Regel für Veranstaltungen gelten – allerdings ohne dass dort weiterhin auf die Pflicht zum Tragen eines MNS, die Einhaltung des Mindestabstandes und die Begrenzung der Auslastungskapazität der Spielstätten verzichtet werden kann.
Wie zuletzt in unserem Positionspapier vom 14.09.21 zur Perspektive innenräumlicher Tanzveranstaltungen dargelegt, lässt sich Clubkultur mit den genannten Einschränkungen weder sinnvoll noch wirtschaftlich betreiben. Das Publikum ist in der Regel nicht bereit, unter diesen Bedingungen Konzert- oder Tanzveranstaltungen zu besuchen, zumal die Durchsetzung von Abstands- und Maskenpflicht eine Unzumutbarkeit für das ohnehin in andere Branchen abwandernde Personal darstellt. Die geplante Verschärfung hätte daher die kurzfristige Absage zahlloser arbeits- und kostenintensiv geplanter Veranstaltungen und ganz praktisch einen erneuten Lockdown dieser gebeutelten Kultursparte zur Folge - anders als Ende 2020 im übrigen ohne einen adäquaten Finanzausgleich. Dies gefährdet die Clubs und Livemusikspielstätten erneut massiv in ihrem Fortbestand.
Mit der entworfenen Corona-Schutzverordnung würden alle zurückliegenden Bemühungen um einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Neustart der Clubkultur zunichte gemacht und dabei die vielen positiven Erfahrungen mit sicheren Veranstaltungskonzepten ignoriert werden. Vereinzelt organisieren Clubkulturstätten gar die Testung ihrer geimpften und genesenen Gäste selbst, seitdem dies kostenfrei nicht mehr möglich ist. Wie bereits in unserer vorangegangenen Erklärung, plädieren wir entschieden für das Prinzip Testen statt Maske und fordern eine Rückkehr zum kostenfreien Bürger:innen-Test, um allen sächsischen Kulturveranstaltenden einen größtmöglichen Schutz ihres Publikums und ihrer Mitarbeitenden und damit auch der Gesamtbevölkerung zu ermöglichen.
Die vorgesehenen Änderungen jedoch werden ihre Wirkung vollkommen verfehlen. Zum einen ist durch die Maßnahme kein Rückgang der Infektionszahlen zu erwarten. Abzusehen ist hingegen die erneute Verlagerung des Geschehens in den privaten und somit gänzlich unreglementierten Raum, was die Infektionen eher anheizen als bremsen wird. Zudem entfiele mit der neuen Verordnung der Anreiz zur Impfung, der für Club- und Livemusikkultur-Enthusiast:innen vom nahezu normalen Kulturerleben im Zuge des 2G-Optionsmodells bis dato ausging. In diesem Sinne ist die geplante Verschärfung gänzlich unverhältnismäßig, belastet sie doch über die Maßen vor allem den bereits geimpften Teil des Publikums.
Wir fordern daher ein Umdenken in den Ministerien und ein Mitdenken der seit Beginn der Pandemie um konstruktive Lösungen bemühten sächsischen Club- und Livemusikkultur. Die flächendeckende Einführung von 2G darf nicht zu Ungunsten der Einrichtungen und ihres geimpften Publikums ausfallen und aufgrund unhaltbarer zusätzlicher Einschränkungen zu erneuten Schließungen führen. Wie immer bieten wir Ihnen gerne das Gespräch an und bedauern, dass ein solches nicht proaktiv gesucht wurde, bevor diese für einen gewichtigen Teil der sächsischen Kultur so folgenschwere Entscheidung ersonnen wird.
Vielen Dank im Voraus und verbundene Grüße
Landesnetzwerk LISA - Live Initiative Sachsen
Ansprechpartner für Presse- und Medienvertreter:
Felix Buchta (E-Mail: lisa@live-in-sachsen.de)
Positionspapier zur Perspektive innerräumlicher Tanzveranstaltungen
Mit der Abkehr von der 7-Tage-Inzidenz zugunsten einer differenzierteren Lagebeurteilung anhand der Hospitalisierungsraten, ergeben sich in der gültigen Sächsischen Corona Schutzverordnung endlich nachhaltige Öffnungsperspektiven für viele Kultureinrichtungen. Das Wesen von Tanzveranstaltungen in Innenräumen von Livemusikspielstätten und Clubs jedoch scheint die Landesregierung bis heute im Kern nicht verstanden zu haben. Denn eine dortige Maskenpflicht ist seitens des Personals schlichtweg nicht umsetzbar und aus Sicht des Publikums derart ungewünscht, dass deren bloße Ankündigung ein rentables Wirtschaften verunmöglicht. Zudem vermittelt die "Regelungsübersicht zu Angeboten und Einrichtungen" zwar ein eindeutiges Bild über das gesetzlich Erlaubte. Die sächsische Realität jedoch sieht anders aus. Und so wird zum gegenwärtigen Stand der Pandemie erneut eine chaotische Situation provoziert; werden moralische und rechtsphilosophische Fragen auf dem Rücken der Kulturinstitutionen abgeladen, die mitunter anfangen, auf eigene Verantwortung die erforderlichen Tatsachen zu schaffen, die sich die Landesregierung nicht traut, in Gesetz zu gießen; derweil die Gesundheitsämter entgegen der Schutzverordnung genehmigen und Ordnungsämter nicht ahnden. Diese Verantwortungsdiffussion und die bestehenden Unklarheiten tun der Landesregierung und den Staatsministerien in Sachen Glaubwürdigkeit keinen Gefallen und tragen kaum zu einer rechtssicheren Rückkehr der Branche in die Wirtschaftlichkeit bei.
Zwei Optionen bestehen nun, um mit einer Novellierung der Schutzverordnung endlich auch Livemusikspielstätten und Clubs den dringend nötigen Neustart zu ermöglichen:
1. Es wird - nach österreichischem Vorbild - ein 3G Modell mit staatlich bezahlten PCR-Tests integriert, um durch die Testung ALLER Clubbesucher:innen ALLEN gleichermaßen die höchst mögliche Sicherheit beim notwendigerweise maximal unreglementierten Zusammenkommen zu ermöglichen.
"Die regelmäßigen Testungen in Österreich stellen ein wichtiges Standbein in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie dar. Infizierte Personen ohne Symptome können so entdeckt, frühzeitig isoliert und Infektionsketten damit unterbrochen werden. Darum hat sich die Österreichische Bundesregierung entschlossen einen möglichst einfachen und kostenlosen Zugang für alle Bürgerinnen und Bürger zu PCR- und Antigen-Testungen auf SARS-CoV-2 zu ermöglichen. Mit diesem Testangebot nimmt Österreich weltweit eine Vorreiterrolle ein." (https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Coronavirus---Haeufig-gestellte-Fragen/FAQ-Oesterreich-testet.html)
Obwohl es mittels Pooling inzwischen möglich sein dürfte, die Kosten für einen PCR-Test auf das Niveau eines Antigentests zu reduzieren, scheint diese Strategie zu unserem Bedauern politisch nicht gewollt zu sein. Es ist der Weg, für den sich die die Live Initiative Sachsen stark machen und als Partner anbieten würde.
2. Es wird eine 2G-Regelung etabliert, die - auf Kosten der allgemeinen Gleichbehandlung - Geimpften und Genesenen ein für Tanzveranstaltungen notwendigerweise maximal unreglementiertes Zusammenkommen ermöglicht.
So zuletzt geschehen in Berlin (https://www.berlin.de/sen/kulteu/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1121442.php); in Hamburg steht eine 2G-Option den Veranstaltenden zur Wahl (https://www.hamburg.de/coronavirus/aktuelles/15357332/3g-modell-2g-ueberblick/) und in Baden-Württemberg gibt es die Wahl praktisch nicht, da die Kosten für einen andernfalls verpflichtend vorzunehmenden PCR-Test nicht hinnehmbar sind (https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/einigung-auf-konzept-zur-maskenpflicht-in-clubs/).
In diesem Zusammenhang ist es im Übrigen absolut unverständlich und skandalös, dass Testzentren - auch solche, die an clubkulturelle Einrichtungen angegliedert sind - abgemahnt werden können, weil sie PCR-Test ungesetzlich günstig anbieten (Vgl.: Plus-Minus-Bericht vom 12.5.21 https://bit.ly/3fWvBRc). Wieso wurde die entsprechende Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) nicht längst an die Gegebenheiten einer pandemischen Situation angepasst. Ist es der Landesregierung möglich, hier Druck auszuüben?
Die Live Initiative Sachsen (LISA) fordert die Landesregierung auf, jetzt realistische Regelungen zu formulieren, um den sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten nach 1 1/2 Jahren coronabedingter Schließungen eine nachhaltige Perspektive zu ermöglichen. Dazu muss auch das Prinzip "Testen statt Maske" gehören. Denkbar wäre etwa im Falle einer 2G-Regelung, - gerade angesichts gefälschter Impfpässe im Umlauf und der potentiell infektiösen Viruslast auch bei Geimpften und Genesenen -, dass deren zusätzliche Schnelltestung von der Maskenpflicht entbindet. Ein maskenfreies Tanzen bei einer 3G-Regelung lediglich mit Antigentest halten wir nicht für ratsam, da mit Spreading-Events gerechnet werden muss, wie sie anderswo in Europa bereits auftraten. Eine 3G-Regelung ist aus unserer Sicht einzig mit PCR praktikabel, und zwar mittels der Testung aller Clubbesucher:innen, da die Viruslast geimpfter oder genesener Besucher:innen weiterhin eine potentielle Gefahr für Ungeimpfte darstellt. Doch die Verantwortung dafür darf nicht den Clubkulturschaffenden aufgebürdet werden. Gleiches gilt im umgekehrten Fall für den Ausschluss Ungeimpfter von Angeboten der Clubkultur.
Wie in der Gesamtbevölkerung besteht auch innerhalb der Branche eine Meinungspluralität zu diesem Sachverhalt. Während einige Akteur:innen Veranstaltungen unter 2G-Regeln begrüßen, kommt dies für andere kaum in Frage. Ziel sollte es sein, unter der gegebenen pandemischen Situation eine verantwortungsvolle Kulturproduktion für alle zu ermöglichen. Stellt die Landesregierung mit der künftigen Schutzverordnung die dafür mötigen Weichen nicht, werden Feiern in Grauzonen und im Privaten die Folge sein, was das Infektionsgeschehen in jedem Falle anheizen wird. Gerne möchten wir zu diesem Zwecke mit Ihnen zusammenkommen, um praktikablere Lösungen als die bisher angebotenen gemeinsam zu entwickeln - Lösungen, die der Club- und Livemusikkultur zukünftig verbindliche und langfristige Perspektiven bieten. Es darf nicht zugelassen werden, dass Clubs nach ein paar Wochen der Öffnung erneut schließen, Programme abgesagt oder umgebucht werden müssen und Beschäftigte oder gar Kulgurbetriebe in der Folge endgültig verloren gehen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten.
Verbundene Grüße,
Landesnetzwerk LISA – Live Initiative Sachsen
Ansprechpartner für Presse- und Medienvertreter:
Felix Buchta (E-Mail: lisa@live-in-sachsen.de)
Positionspapier zur bestehenden und einer künftigen Sächsischen Coronaschutzverordnung
Wir begrüßen die gegenwärtig geltende Sächsische Coronaschutzverordnung in Bezug auf eine unmissverständliche Regelung für Kulturbetriebe in Landkreisen mit 7-Tage-Inzidenzwerten unter 50. Für den Weg dahin nach Lockerung der bundeseinheitlichen Notbremse ab einem Wert von unter 100 bleiben jedoch selbst nach intensiver Lektüre der Verordnung eine Reihe von Handlungsunsicherheiten bei Kulturveranstaltenden, gerade da Hygienekonzepte nicht mehr eingereicht und abgenommen werden müssen. Erste Umfragen unter unseren Mitgliedern bestätigen dies. Nach über einem Jahr Pandemie und zahlreichen Coronaschutzverordnungen etwarten wir, dass die Landesregierung die bekannten Interpretationsspielräume schließt und für maximale Klarheit sorgt.
Unklar bleibt insbesondere, wie im Rahmen von Kulturveranstaltungen die Abstandsregelung laut § 4 Absatz 3 zu interpretieren ist: „In Einrichtungen und bei Angeboten, deren Öffnung und Betrieb nach dieser Verordnung zugelassen sind, ist der Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.“ Da die Abstandsregelungen für § 18 „Kulturstätten“ nicht näher definiert werden, müsste prinzipiell davon ausgegangen werden, dass ausnahmslos zwischen allen Anwesenden 1,50 m Abstand gehalten werden muss. Dies wäre weder logisch noch praktikabel, weshalb wir aus § 4 Absatz 1 schließen, dass auch während Kulturveranstaltungen analog zu privaten Zusammenkünften in Innenräumen maximal fünf bzw. im Außenbereich maximal 10 Personen zweier Hausstände in (Sitz)Gruppen zusammenkommen und dabei den Mindestabstand unterschreiten dürfen.
Unter § 4 Absatz 3 heißt es weiter, die Maskenpflicht „nach § 5 bleibt hiervon unberührt.“ In Bezug auf Kulturveranstaltungen „in geschlossenen Räumen“ müssen wir also annehmen, dass die uneingeschränkte „Verpflichtung zum Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske oder FFP2-Maske“ besteht, d.h. auch am Platze während der Veranstaltung. Oder darf davon ausgegangen werden, dass es sich bei den dazu verpflichteten Menschen um solche außerhalb der oben unter 1) annahmsweise definierten (Sitz)Gruppen handelt? Damit wäre das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung nur abseits des ausgewiesenen Platzes verpflichtend zu tragen. Oder gilt dies wiederum nur für Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel - äquivalent zu den Menschen, die einander „im öffentlichen Raum unter freiem Himmel begegnen, ohne dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird“?
Die bestehende Schutzverordnung macht - anders als für die Gastronomie - unter § 18 „Kulturstätten“ keinen Unterschied zwischen Innenräumen und Außenbereichen. Wir fordern hier eine gleichwertige Lockerung für Kulturveranstaltungen in Außenbereichen. Diese sollte mindestens vorsehen, dass sich unter der Voraussetzung eines tagesaktuellen Tests auch „Personen aus mehreren Hausständen an einem Tisch“ bzw. einer Bestuhlungsgruppe aufhalten können. Es wäre schließlich nicht nachvollziehbar, warum sich die Beurteilung eines Biergartens aus Perspektive des Infektionsschutzes ändern sollte, sobald eine Band oder ein DJ spielt, solange sich maximal 10 tagesaktuell getestete Personen mehrerer Hausstände in einer Sitzgruppe mit 1,5 m Abstand zur nächsten befinden.
Anders als in vorangegangenen Coronaschutzverordnungen findet sich in der aktuellen kein Passus zu einem generellen Verbot von Tanzlustbarkeiten unter freiem Himmel. Ob es sich an dieser Stelle um ein Versäumnis handelt oder Raum für eine der Schutzverordnung entsprechende Interpretation lassen soll - wir stehen weiterhin zu unserer diesbezüglichen Position, die wir den kulturpolitischen Sprecher:innen der Landtagsfraktionen und der Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch im vergangenen August übersandten: Für Open-Air-“Tanzlustbarkeiten” im sicheren, institutionalisierten Rahmen müssen zügig rechtssichere Regelungen gefunden werden, nicht zuletzt damit sie nicht abermals massenhaft illegal und dabei ohne Hygienemaßnahmen und Kontaktnachverfolgung stattfinden. Ein Mindestmaß wäre die Anwendung der Maßgaben für die Außengastronomie, denn es gab bereits 2020 in der kurzen Spätsommerphase der Aufhebung des Verbotes eine Vielzahl kreativer Lösungen, um dem Bedürfnis nach Tanz unter Auflagen zu entsprechen.
Wir hoffen für unsere Mitglieder und alle übrigen Kulturstättenbetreiber:innen, dass in diesen Punkten baldige Klarheit geschaffen werden kann und würden uns mehr Unmissverständlichkeit für künftige Schutzverordnungen wünschen.
Des Weiteren fordern wir die Landesregierung auf, der Entschließung des Bundestages vom 7. Mai (19/29396 Buchstabe b) zu folgen und „Clubs und Musikclubs“ nicht länger unter § 22 „Freizeiteinrichtungen und -veranstaltungen“ sondern stattdessen künftig als „Kulturstätten“ unter § 18 aufzuführen, wo sie sich als „(...) Konzerthäuser, Konzertveranstaltungsort, Musiktheater und ähnliche Einrichtungen für Publikum sowie Kulturveranstaltungen im Außenbereich“ ohnehin bereits selbst verorten.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung der sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten.
Verbundene Grüße,
Landesnetzwerk LISA – Live Initiative Sachsen
Ansprechpartner für Presse- und Medienvertreter:
Felix Buchta (E-Mail: lisa@live-in-sachsen.de)
Positionspapier der Freien Sächsischen Kultur- und Kreativszene zum Gesetzesentwurf des Bundestages zum Infektionsschutz der Bevölkerung
Das Landesnetzwerk LISA – Live Initiative Sachsen, die Leipziger Club- und Kulturstiftung, das Kulturbündnis „Hand in Hand“ Chemnitz, das KLUBNETZ Dresden, der Runde Tisch Leipziger Spielstätten, das vak – Initiative Leipziger Veranstaltungskollektive, sowie das Bündnis #DASistLEIPZIG und die darin organisierten Vereine LiveKommbinat Leipzig e.V., die Initiative Leipzig + Kultur e. V., sowie das Branchennetzwerk Kreatives Leipzig e.V. sehen den aktuellen Entwurf der Bundesregierung zur Novelle des Infektionsschutzgesetzes als einen folgenschweren Schritt in die falsche Richtung.
Die freie Sächsische Kultur- und Kreativszene fordert die Öffnung:
für regionale Modellprojekte im Kulturbereich
für Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel (Open-Airs) bei Einhaltung von genehmigten Hygienekonzepten
Begründung unserer Position:
Die Tatsache, dass sich Menschen mit den steigenden Temperaturen draußen unkontrolliert und unkontrollierbar versammeln werden, ist in den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung zwingend zu berücksichtigen. Ohne Hygienemaßnahmen und eine Rückverfolgbarkeit der Kontakte stellt dieser Fakt ein erhebliches Risiko für das Infektionsgeschehen dar.
Reglementierte und unter maximalen Schutzvorkehrungen stattfindende Kulturangebote und Veranstaltungen sind hierbei nicht als das Problem zu betrachten, sondern ein essentieller Teil der Lösung.
Zahlreiche Open-Air-Erfahrungen aus dem Jahr 2020 weisen nach, dass Veranstaltungen unter freiem Himmel mit kontrollierten und funktionierenden Hygienekonzepten realisierbar sind, ohne ein erhöhtes Infektionsrisiko zu generieren. Zusätzlich zu den erprobten Hygieneregeln sollen Besucher:innen dieser Veranstaltungen aktuell auf vorhandene Infektionen getestet werden, um das Restrisiko weiter zu senken. Mit diesen Maßnahmen kann die Sicherheit im öffentlichen Raum gewährleistet werden. In dieser Form abgesicherte Veranstaltungen sind ein wesentlicher Baustein zur weitgehenden Verhinderung von illegalen Zusammenkünften und Partys in privaten Innenräumen, die von der Wissenschaft als wesentliche Pandemietreiber identifiziert wurden.
Da das Infektionsrisiko unter freiem Himmel wissenschaftlich seitens der Gesellschaft für Aerosolforschung als sehr gering eingestuft wurde, müssen die politischen Maßnahmen primär darauf abzielen, das soziale Leben unter freiem Himmel zu ermöglichen.
Die freie Sächsische Kultur- und Kreativszene unterstützt ausdrücklich die im Folgenden genannten Initiativen und Aussagen:
Pressemitteilung vom 21. April 2021, LIVEKOMM Bundesverband
—> Zur Novellierung des Infektionsschutzgesetzes
Pressemitteilung vom 14. April 2021, Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa:
—> Zur Debatte um das Infektionsschutzgesetz: Null Perspektive für die Kultur?
Veröffentlichung vom 18. April 2021, Deutscher Kulturrat
—> Infektionsschutzgesetz – Kulturrat hat konkrete Änderungsvorschläge vorgelegt
Veröffentlichung vom 14. April 2021, Clubcommission Berlin
—> Lockout statt Lockdown – Clubcommission fordert organisierte Veranstaltungen unter freiem Himmel.
Zur Bewertung des Infektionsrisikos von Open-Air-Veranstaltungen verweisen wir auf die Studie und das Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2 Infektionsgeschehen vom 11. April 2021
Wir fordern:
Die freie Sächsische Kultur- und Kreativszene schließt sich daher den Forderungen des
Deutschen Kulturrats für Änderungen im Infektionsschutzgesetz an. Wir fordern die Ermöglichung von regionalen, wissenschaftlich begleiteten Modellprojekten im Kulturbereich und von Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel, die unter Einhaltung eines genehmigten Hygienekonzeptes durchgeführt werden.
Der vorliegende Entwurf zum Infektionsschutzgesetz verhindert das kulturelle Leben auf allen Ebenen und für eine lange Zeit. Damit wird er weder dem aktuellen Erkenntnisstand zum effektiven Umgang mit der Pandemie gerecht noch ist er gesellschaftlich zumutbar. Er stellt im Gegenteil eine hochgradige Gefährdung des gesellschaftlichen Friedens dar und muss dringend korrigiert werden!
Für Fragen und weitere Informationen stehen wir unter kontakt@dasistleipzig.de zur Verfügung. Sie können das Papier hier herunterladen.
Landesnetzwerk LISA – Live Initiative Sachsen • Leipziger Club- und Kulturstiftung • Kulturbündnis „Hand in Hand“ Chemnitz • KLUBNETZ Dresden • Runder Tisch Leipziger Spielstätten • vak – Initiative Leipziger Veranstaltungskollektive • Bündnis #DASistLEIPZIG und die darin organisierten Vereine: LiveKommbinat Leipzig e.V. • Leipzig + Kultur e. V. • Kreatives Leipzig e.V.
Join in! HYBRID – CUTTING EDGE CANADA 11. -14.03.
HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste präsentiert in Kollaboration mit MUTEK in einem Online-Festival internationale Electronic Sound und New Media Artists. Die Registrierung unter www.virtual.mutek.org ist kostenfrei möglich. In einem Spendenaufruf wird allerdings für die Unterstützung von LISA geworben, um unseren Starthilfe-Topf zu füllen! Tausend Dank dafür nach Hellerau, wir wünschen eine erfolgreiche Hybrid – Cutting Edge Canada! Mehr Infos: www.hybrid-space.org
Starthilfe für LISA
Nach einem erfolgreichen Coming Out am European [Open] Club Day vor zwei Wochen geht LISA am 26. Febraur zum ersten sachsenweiten Vernetzungstreffen über!
Tatsächlich ist Sachsen eines der letzten Bundesländer ohne eine Vertretung der Livemusikspielstätten. Damit soll nun Schluss sein! Um so richtig loslegen zu können, braucht es jedoch etwas Starthilfe für Kampagnen und für die Ehrenämtler:innen, die sie umsetzen und die ihrerseits massiv von den Auswirkungen der Krise betroffen sind! Helft mit, LISA zu einer starken Stimme unserer vielfältigen und progressiven sächsischen Clubkultur zu machen.
Wir danken euch für jeden Euro, den ihr bereit und in der Lage seid, in die Unterstützung von LISA zu stecken! Wer uns nicht finanziell unter die Arme greifen kann - no pressure - ihr helft auch, wenn ihr zur Verbreitung der Kampagne beitragt: